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Vojta Therapie für Kinder

Vojta Therapie für Kinder

Herzlich willkommen liebe Eltern.
Sie haben für Ihr Kind ein Physiotherapierezept bekommen. Der Kinderarzt oder der Orthopäde hat eine Physiotherapiebehandlung „nach Vojta“ verordnet. Sie fragen sich, was bedeutet dies für uns als Eltern und für unser Kind.

Die Behandlung nach Vojta
Das Vojta-Konzept ist neben dem Bobath-Konzept eines der bekanntesten Therapiekonzepte. Die Vojta-Therapie ist wie die Bobath- Therapie von den Krankenkassen anerkannt. Die Therapie wirkt auf die Nervenverbindungen der Skelettmuskulatur, der inneren Organe und auf höhere Gehirnfunktionen. Die Vojta-Therapie hat sich weltweit bei vielen Patienten bewährt. Die Effekte der Reflexfortbewegung wurden wissenschaftlich untersucht und empirisch bestätigt.

Wie entstand das Vojta-Konzept?
Der Entdecker der Reflexlokomotion und Begründer der Vojta-Diagnostik und der Vojta-Therapie ist Prof. Dr. Václav Vojta, Kinderarzt und Kinderneurologe (1917-2000). Er emigrierte 1968 nach Deutschland. Zuerst arbeitete er an der Orthopädischen Universitätsklinik in Köln, später am Kinderzentrum in München und lehrte seit 1990 wieder an der Karls-Universität in Prag. Der Kinderneurologe entwickelte sein Prinzip zwischen 1950 und 1970.

Was sind die Grundannahmen der Vojta-Therapie?
Vojta Therapie für KinderVojta entdeckte die Basis seiner Therapie – die Reflexlokomotion (oder Relexfortbewegung) – bei der Entwicklung eines Behandlungskonzeptes für zerebral geschädigte Kinder.
Auf gezielte Reize in bestimmten Körperlagen ließen sich bei diesen Kindern unbewusste, wiederkehrende motorische Reaktionen auslösen. Diese Bewegungsmuster kann die Vojta-Therapeutin in der Behandlung ihres Kindes zuverlässig wiederholen, die Bewegungsmuster tragen die Grundzüge einer Fortbewegung.
Vojta hatte die Idee, dass es sich um angeborene Bewegungsmuster handelte. Dies wurde durch Untersuchungen gesunder Neugeborener bestätigt. Die Zerebralparese, so folgerte Vojta daraus, muss daher als funktionelle Blockade innerhalb der Bewegungsentwicklung zu sehen sein.

Die Bewegungsabläufe der Reflexlokomotion können von der Therapeutin jederzeit abgerufen werden. Zu den 3 Grundpositionen Bauch-, Rücken- und Seitlage gibt es mehr als 30 Variationen. Durch Kombinationen der Auslösezonen und Veränderungen der Druckrichtungen kann die Vojta-Therapeutin die Behandlung individuell Ihrem Säugling, bzw. Ihrem Kind anpassen.

Für welche Kinder eignet sich die Vojta-Therapie?
Die Vojta-Therapie hat ein sehr weites Wirkungsspektrum. Es profitieren Kinder mit den unterschiedlichsten Erkrankungen, wie z. B. zerebrale Parese, Skoliosen der Wirbelsäule, Hüftdysplasien und Luxationen. Sehr häufig kommen Eltern zu uns, deren Kinder Lageasymmetrien im Kopfbereich haben. Diese Veränderung des kindlichen Kopfes bedeutet auch eine funktionelle Veränderung für den Säugling. Diese funktionelle Veränderung, z. B. vermehrtes Greifen mit einer Hand oder vermehrtes Strampeln mit einem Bein lässt sich sehr gut und schnell mit der Vojta-Therapie beheben.

Welche Bereiche werden bei ihrem Kind gefördert?
Statt des Übens alltagsbezogener Fertigkeiten werden die angeborenen Bewegungsfähigkeiten Ihres Kindes aktiviert. Diese Fähigkeiten beziehen sich auf folgende Bereiche:

Skelettmuskulatur:

  • Die Wirbelsäule wird gestreckt und gedreht und somit beweglicher
  • Der Kopf kann freier bewegt werden
  • Die Gelenke zentrieren sich- Fehlhaltungen nehmen dadurch ab
  • Die Hände greifen gezielter und die Füße nehmen eine bessere Stützfunktion ein

Gesichts-und Mundbereich

  • Saug-,Schluck- und Kaubewegungen werden erleichtert
  • Die Augen bewegen sich zielgerichteter
  • Die Stimme wird kräftiger
  • Die Aussprache wird verständlicher

Atemfunktion

  • Der Brustkorb weitet sich
  • Die Atmung wird tiefer
  • Vegetatives Nervensystem
  • Die Haut wird besser durchblutet
  • Die regulierenden Funktionen von Darm und Harnblase werden aktiviert

Wahrnehmung

  • Die Gleichgewichtreaktion wird verbessert
  • Die Körperwahrnehmung verbessert sich
  • Die Konzentrationsfähigkeit wird ausdauernder

Der Weg von der Diagnose bis zur Vojta-Behandlung
Auf Grund der ärztlichen und der physiotherapeutischen Diagnose Vojta Therapie für Kinderwird die Vojta-Therapeutin einen individuellen Befund bei ihrem Kind erstellen. Bei der Befunderhebung spielen die Beobachtung der Eigenaktivität ihres Kindes, die Reflexaktivität und die Ergebnisse der Lagereaktionen eine Rolle. Die Befunderhebung wird im fortlaufenden Prozess durch die enge Verbindung von Befund und Therapie immer wieder neu erhoben. So garantiert die Vojta-Therapie eine regelmäßige Erfolgskontrolle. Die erfahrene Vojta-Therapeutin gibt Ihnen als Eltern stets Rückmeldung zum Behandlungsstand.

Was ist das Ziel in der Vojta-Therapie?
In der Vojta-Therapie werden nicht primär Bewegungsabläufe wie z. B. das Greifen und das Krabbeln geübt. Die Vojta-Therapie regt hingegen das Gehirn an, angeborene Bewegungsmuster zu aktivieren und als koordinierte Bewegungen auszuführen.
Gesunden Kindern stehen bereits mit 1 Jahr sämtliche Bausteine der menschlichen Fortbewegung zur Verfügung. Bei Schädigungen des zentralen Nervensystems und des Haltungs- und Bewegungsapparates werden diese angeborenen Bewegungsmuster nur eingeschränkt eingesetzt.
Mit der sogenannten Reflexfortbewegung hat die Vojta-Therapeutin eine Methode an der Hand, die elementaren Bewegungsmuster bei Ihrem Kind hervorzurufen. Dazu übt die Vojta-Therapeutin bei Ihrem Kind in Rücken-, Seit-oder Bauchlage einen gezielten Druck auf bestimmte Körperzonen aus. Wichtig für Sie als Eltern ist zu wissen, dass dieser Druck bei Ihrem Kind keine Schmerzen auslöst.
Dieser Reiz führt bei Ihrem Kind zu zwei Bewegungskomplexen, in denen alle Bausteine der menschlichen Fortbewegung enthalten sind: das „Reflexumdrehen“ und das „Reflexkriechen“. Diese Bewegungen können unabhängig vom Willen ihres Kindes ausgelöst werden.

Welche Rolle spielt die frühe Eltern-Säuglings/Kleinkind Interaktion in der Vojta-Therapie?
Wie auch die Bobath-Therapie stellt auch die Vojta- Therapie Anforderungen an Sie als Eltern. Der therapeutisch gewünschte Aktivierungszustand äußert sich bei Säuglingen während der Behandlung normalerweise durch Schreien.
Dies führt bei Ihnen als Eltern verständlicherweise zu Irritationen, und lässt Sie vermuten, Sie tun Ihrem Säugling weh. Dies ist nicht der Fall. Das Schreien ist in diesem Lebensalter ein adäquates Ausdrucksmittel Ihres Kindes auf die ungewohnte Aktivierung. In der Regel ist das Schreien nach einer Eingewöhnungszeit nicht mehr so intensiv. In den Übungspausen schreien die Säuglinge nicht. Es ist wichtig, dass Sie mögliche Zweifel und Ängste bei der Durchführung der Therapie mit Ihrer Vojta-Therapeutin ansprechen.

Durch die Vojta-Therapie kommt es zu positiven Veränderungen in der Bewegungskoordination Ihres Kindes. Vielleicht kommt es mit einem Jahr zu einer eigenen Fortbewegung. Ihr Kind ist damit in der Lage, seine eigenen Wünsche und Ziele zu verfolgen. Dies macht Ihr Kind zufriedener und ausgeglichener; es ist weniger frustriert. Die körperliche Zuwendung und Sicherheit, die Sie als Eltern Ihrem Kind in der Vojta-Therapie vermitteln, stärkt die Eltern-Kind-Beziehung.

Literatur:
Die Broschüre: “Das Vojta-Prinzip” der Internationalen Vojta Gesellschaft e.V.